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Lernen in der „Solarkirche Gräfendorf“

Fortbildungstag der Diözese Würzburg für 19 angehende „Kirchliche Umweltauditoren“ – Klimaneutrale Versorgung mit Energie

Würzburg/Gräfendorf (POW) Die 1966 errichtete Schutzengelkirche in Gräfendorf im Landkreis Main-Spessart ist in Deutschland die erste Kirche im Gebäudebestand, die nach umfassender Sanierung klimaneutral mit Energie versorgt wird und als „Solarkirche Gräfendorf“ große Beachtung findet. In der „Bayerischen Klimawoche“ Ende April waren 18 Männer und eine junge Maschinenbau-Studentin aus allen Regionen des Bistums Würzburg in das Spessartdorf gekommen, um das von Architekt Werner Haase (Karlstadt) entwickelte, zukunftsweisende Energiekonzept kennen zu lernen. Die Teilnehmer lassen sich seit Januar zu „Kirchlichen Umweltauditoren“ ausbilden.

Gebannt folgten sie den Ausführungen des Kirchenpflegers und stellvertretenden Bürgermeisters Johannes Wagenpfahl. Nach einem Jahrhunderthochwasser 2003 waren tiefgreifende Sanierungsarbeiten unerlässlich; zeitweise stand sogar der Erhalt der geräumigen Kirche in Frage. Getragen vom einmütigen Rückhalt in der Gemeinde erreichten Pfarrer Peter Rüb, Kirchenverwaltung und Pfarrgemeinderat in langwierigen Verhandlungen, dass das bereits 2005 mit einem Umweltpreis von e.on Bayern ausgezeichnete Konzept ab 2009 realisiert wurde. Am Erntedankfest 2011 konnte der Abschluss der Renovierung gefeiert werden.

Der in Stahlskelettbauweise errichtete Baukörper erhielt eine 20 Zentimeter starke Außendämmung mit Gesteinsschaum, eine Dach-Innendämmung mit Hanf sowie Isolierverglasung. Die Heizenergie liefert eine Luft-Wasser-Wärmepumpe in Verbindung mit 45 Quadratmetern Hybrid-Kollektoren, die auf einem Nebengebäude installiert wurden. Dort steht auch ein 4000 Liter fassender Schichten-Pufferspeicher, der bei Spitzenbedarf im Winter aus einem Pelletkessel zusätzliche Wärme bezieht und überschüssige Wärme für die Versorgung des Pfarrhauses abgibt. Der Kirchenraum wird über dünne Kupferrohre gleichbleibend temperiert, die in den Seitenwänden verlegt sind; so werden auch Orgel und Kunstwerke geschont. Der Strom für Wärmepumpe und -verteilung wird über eine eigene Photovoltaik-Anlage gewonnen, die im Oktober 2012 auf 49 kWp erweitert wurde.

Gegenüber der bisherigen Ölheizung werden in den kommenden drei Jahrzehnten rund 900 Tonnen CO2 vermieden. Den für Dämmung und Heizungstechnik erforderlichen Mehrkosten von 160.000 Euro stehen geschätzte Einsparungen bei den Heizungskosten von über 300.000 Euro gegenüber. Die Umsetzung und Evaluation des innovativen Energiekonzepts förderte die Deutsche Bundesstiftung Umwelt mit 175.000 Euro; das Bistum Würzburg zahlte zur Gesamtsanierung einen Zuschuss in Höhe von 550.000 Euro.

„Nachhaltige Dorfentwicklung“ wird in Gräfendorf und seinen vier Gemeindeteilen ganz groß geschrieben, versetzte auch Bürgermeister Alfred Frank die Besuchergruppe in Staunen: Im Februar 2012 wurde ein großer Dorfladen mit sieben Beschäftigten eröffnet. Das Rathaus – ein ehemaliges Brauhaus – wurde grundlegend energetisch saniert; die Hackschnitzel für die neue Heizung stammen aus dem gemeindeeigenen Wald. Die Gemeinde hat einen Prozess der Dorferneuerung begonnen. Sie fördert nachhaltigen Tourismus entlang der Fränkischen Saale. Im Seitental Seemühle errichtet ein privater Investor neun Baumhotels.

Die Teilnehmer lassen sich seit Januar zu „Kirchlichen Umweltauditoren“ ausbilden und sind allesamt Mitglieder von Kirchenverwaltungen. In ihren 15 Heimatgemeinden führen sie ein systematisches Energie- und Umweltmanagement ein. Schwerpunkt der Bildungseinheit in Gräfendorf war der Prozess von der Bestandsaufnahme bis zum Umweltprogramm: Für dieses müssen – unter Beteiligung von Gemeindemitgliedern – die richtigen Schwerpunkte herausgefunden, mess- und überprüfbare Ziele verbindlich formuliert und geeignete Maßnahmen erarbeitet werden, wie diese Ziele erreicht werden können. Bis Mitte 2014 sollen die ersten Pfarrgemeinden im Bistum Würzburg nach der EU-Verordnung EMAS (Eco Management and Audit Scheme) zertifiziert sein.

Das bayerische Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit fördert die Fortbildung und hat den bayerischen Bistümern als Partner der Bayerischen Klima-Allianz einmalig Gelder für das Projekt „Klimaschutz braucht Bildung“ bewilligt.

(1913/0501; E-Mail voraus)

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