Retzbach/Würzburg (POW) Noch wenige Tage bis zum großen Wallfahrtstag „Patrona Bavariae“ der bayerischen Bistümer: Weihbischof Ulrich Boom freut sich auf Wallfahrer aus ganz Bayern, die am Samstag, 17. Mai, zur „Maria im Grünen Tal“ pilgern. Im Interview spricht der Leiter des Vorbereitungsteams vom Gemeinschaftsgefühl einer Wallfahrt, bei der alle merken: „Wir sind nicht wenige.“
POW: Was ist das Besondere am Wallfahrtsort Retzbach?
Weihbischof Ulrich Boom: Das Besondere an Retzbach ist, dass die Wallfahrtsstätte seit 1969 Wallfahrts- und Gebetsort für die Einheit der Christen ist. Das gibt es meines Wissens sonst bayern- und bundesweit nicht. Retzbach zählt nicht zu den großen Wallfahrtsorten wie Altötting, Kevelaer oder Vierzehnheiligen. Es ist einer der vielen kleineren Wallfahrtsorte, die wir im Bistum Würzburg haben – und insofern ein ganz sympathischer Wallfahrtsort.
POW: In Retzbach wird „Maria im Grünen Tal“ verehrt. Welche Bedeutung hat die Gottesmutter für die Unterfranken?
Weihbischof Boom: Nicht nur für die Unterfranken, sondern für uns als katholische Christen ist die Muttergottes, die Mutter Jesu ein großes Vorbild und eine große Helferin. Papst Franziskus sagt es am Ende seines Schreibens „Evangelii Gaudium“: Er spricht von Maria, dem Stern der Evangelisierung. Dass sozusagen den Menschen auf dem Lebensweg – speziell da, wo es dunkel wird – ein Leuchtzeichen gegeben wird. Ein Leuchtzeichen ist immer da, wo Christus in die Welt kommt, wo Christus in die Welt getragen wird. Wie es gelingt, auf den Willen Gottes zu hören, können wir bei der Muttergottes besonders festmachen. Da, wo wir Gottes Willen wahrnehmen, aufnehmen und annehmen, weil Gott es gut mit uns meint, wird unser Leben auch gut. Da ist uns Maria ein ganz großes Vorbild.
POW: Welche Möglichkeiten bietet eine Wallfahrt?
Weihbischof Boom: Im Gehen geht's sich besser. Das ist eigentlich das, was eine Wallfahrt ausmacht: Dass ich mein Leben mit auf den Weg bringe, dass ich unterwegs bin und in diesem Unterwegssein mich vertrauensvoll von der Muttergottes an die Hand nehmen lasse – oder ich ergreife die Hand der Gottesmutter, weil sie das Leben gut gemeistert hat mit all den Schwierigkeiten, mit all den Sorgen, die das Leben ihr aufgegeben hat. Das ist ja nicht fraglos für einen gläubigen Menschen. Auch für Maria war das Leben nicht fraglos. Sie fragt am Anfang, als sie dem Engel begegnet: „Wie soll das alles geschehen?“ Das ist unsere Frage auf dem Lebensweg. Wenn wir uns dann zur Muttergottes auf den Weg machen, nehmen wir all unsere Fragen mit und dürfen in der Gewissheit leben: Wir gehen nicht allein. Wir sind mit der Trösterin der Betrübten gut unterwegs und bleiben nicht in der Trauer stecken. Wir werden zur Freude und zur Hoffnung geführt.
POW: Nun kann man das auch alleine. Die Wallfahrt am 17. Mai in Retzbach ist besonders groß. Welche Bedeutung hat dieses Treffen in der Gemeinschaft?
Weihbischof Boom:Wir bayerischen Bischöfe haben gesagt, dass wir zwischendurch auch Punkte setzen müssen, damit die Menschen erleben: Wir sind nicht wenige. Viele Menschen in unseren Gemeinden, selbst in unserem doch sehr katholisch geprägten Frankenland, leben oft ihr Gemeindesein mit wenigen, weil die Menschen irgendwo anders verpflichtet sind oder anderen Wegen nachgehen. Dann tut es gut, mal zu sehen: Wir sind doch ganz, ganz viele. Ich bin nicht allein unterwegs. Das Alleinsein hat auch seinen Reiz, aber das Unterwegssein mit vielen ist ein großer Schulterschluss. Wir greifen einander unter die Arme und wissen – so wie wir es auch singen: „Wer glaubt, ist nie allein. Der Herr wird mit uns sein.“ Ich denke, das ist eine gute Erfahrung, die wir auf dem Wallfahrtsweg und an einem solchen Wallfahrtstag in Retzbach machen können. Ich freue mich, dass da ganz, ganz viele Menschen aus dem Frankenland und aus dem Bayernland zu uns nach Retzbach kommen. Und auch von dieser Stelle möchte ich ganz herzlich dazu einladen, dass Sie sich auf den Weg machen zur „Maria im Grünen Tal“. Ihnen allen ein ganz herzliches Willkommen bei uns in Retzbach im Frankenland.
Interview: Christoph Niekamp (POW)
(2014/0457; E-Mail voraus)
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