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Bei der lächelnden Madonna

Der Wallfahrtsort Retzbach im Bistum Würzburg erwartet am 17. Mai Pilger aus ganz Bayern – Vorbereitung auf das 100. Jubiläum der „Patrona Bavariae“

Retzbach/Würzburg (POW) Zur Vorbereitung auf das 100. Jubiläum der Gottesmutter Maria als „Patrona Bavariae“, Schutzpatronin Bayerns, im Jahr 2017 gibt es seit 2011 jährlich eine Wallfahrt zu einem Marienwallfahrtsort in einer der sieben bayerischen Diözesen. In diesem Jahr ist das Bistum Würzburg Gastgeber der Gebetsinitiative. Bis zu 5000 Pilger aus ganz Bayern werden am Samstag, 17. Mai, zum Pontifikalamt mit den bayerischen Bischöfen an der Wallfahrtskirche „Maria im Grünen Tal“ in Retzbach erwartet. Seit 1969 ist die Gnadenstätte im Landkreis Main-Spessart auch Gebetsort für die Einheit der Christen. Das Motto der bayernweiten Wallfahrt, „Mit Maria unterwegs – einmütig im Gebet“, nimmt hierauf Bezug.

Maria wartet nicht ab, bis die Pilger zu ihr in das Gotteshaus kommen. Schon am Weg hin zur Wallfahrtskirche im unterfränkischen Retzbach empfängt sie die Wallleute – die kommenden und die weggehenden. Die Doppelmadonna auf einer Sandsteinsäule wenige Meter vor der Wallfahrtskirche zeigt zwei Seiten ihres Wirkens: Mit dem goldenen Zepter in der Hand empfängt Maria die Pilger, mit beiden Händen das Jesuskind haltend verabschiedet sie die Gläubigen. Retzbachs Wallfahrtspfarrer Monsignore Gerold Postler sieht darin eine Botschaft an die Pilger: „Die mächtige Fürsprecherin empfängt euch, während beim Abschied die andere Madonna mit auf den Weg gibt: Haltet euch fest an Jesus!“

Nur wenige Schritte entfernt stehen Christus und Maria auf den Sockeln des Eingangsportals zum Wallfahrtsplatz. Eine weitere Begrüßung der Pilger. Meter für Meter auf dem Weg hin zur Wallfahrtskirche wird spürbar: Der Besucher ist willkommen. Schließlich im Chor der Wallfahrtskirche das frühgotische Gnadenbild aus der Zeit um 1300: die lächelnde Madonna. Am Gesicht trägt Maria eine Schramme. Der Legende nach soll die Figur einst vergraben gewesen und beim Ausgraben verletzt worden sein. Eine weitere Besonderheit des Gnadenbilds: ein Reliquienkästchen unter dem Schleier. Verschiedene Reliquien wurden hierin aufbewahrt – und ein Tuch aus dem Orient. „Eine Berührungsreliquie, die von der Bedeutung des Gnadenbilds zeugt“, erläutert Pfarrer Postler. Die Botschaft des Gnadenbilds an die Menschen heute beschreibt der Seelsorger mit den Worten: „Die gütige Mutter mit dem Jesuskind vermittelt Trost und Güte. Der Pilger darf spüren: Ich bin angenommen.“

Retzbach gilt als einer der ältesten Wallfahrtsorte im Bistum Würzburg. Eine der vielen Sagen erzählt, dass mehrere jagende Ritter einen Hasen bis zu einem Erdloch verfolgten. Als die Ritter dieses Erdloch ausgruben, fanden sie eine steinerne Marienstatue. Daraufhin ließen sie an der Fundstelle eine Kapelle erbauen. Der heutige gotische Ostchor entstand um 1300. Das Langhaus wurde Anfang des 17. Jahrhunderts errichtet. 1968 stürzte das Dach ein, ein neues Langhaus wurde nach Plänen des Würzburger Diözesanbaumeisters Hans Schädel erbaut. Die Glasfenster und die Deckenausstattung schuf der Künstler Curd Lessig, die Bronzestele für das Gnadenbild der Bildhauer Otto Sonnleitner. Beim Wiederaufbau 1968 fanden auch Grabungen statt, die auf einen romanischen Vorgängerbau hinweisen.

Zirka 30.000 Pilger ziehen Jahr für Jahr zur „Maria im Grünen Tal“, unter ihnen rund 40 Fußwallfahrten. Den weitesten Weg nehmen die rund 1000 Fußpilger aus dem Eichsfeld, Fulda und Baunatal auf sich. Auf ihrem Weg zum Heiligen Blut in Walldürn im Odenwald machen sie Station in Retzbach: „Walldürn ist das Ziel, Retzbach aber das Herz der Wallfahrt“, sagen viele Pilger. Die älteste Wallfahrt, die vor weit über 500 Jahren erstmals nach Retzbach zog, kommt aus Rieneck im Spessart. Die Mehrzahl der Wallfahrten ist in der Region zwischen Schweinfurt und Bad Kissingen zuhause. Bei der ökumenischen Kinderwallfahrt der Diözese Würzburg ziehen jedes zweite Jahr die kleinsten Pilger nach Retzbach. Jüngste Wallfahrt ist die der Bus- und LKW-Fahrer am Ende des Wallfahrtsjahres. Darüber hinaus kommen nahezu täglich Einzelpilger nach Retzbach. Viele wandern auf dem 2002 eröffneten Fränkischen Marienweg, der auf einer rund 900 Kilometer langen Strecke durch Unterfranken auch nach Retzbach führt.

Höhepunkte im Retzbacher Wallfahrtsjahr sind die Marienfeste im September: Mariä Geburt, Mariä Namen, Mariä Schmerzen. Die Wallfahrtstage locken Päpstliche Nuntien, Bischöfe, Äbte, Domherren und Theologieprofessoren zur Festpredigt nach Retzbach – bis heute. Auch die Vertriebenen und Aussiedler kommen im September. „Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden über 175.000 Heimatvertriebene und Aussiedler aus den deutschen Ostgebieten und aus dem Osten und Südosten Europas in der Diözese Würzburg Aufnahme und Heimat“, ist an einem Seitenaltar in der Wallfahrtskirche zu lesen. Sie brachten ihre Heiligen nach Retzbach mit: den heiligen Johannes Nepomuk und die heilige Hedwig. Beide haben Platz am Seitenaltar gefunden.

Weitere Seitenaltäre zeugen davon, dass um die Einheit der Christen in Retzbach eindringlich gebetet wird und dass die Verehrung der Vierzehn Heiligen weit nach Mainfranken ausstrahlt. Die Nothelfer gehören nach den Worten von Pfarrer Postler zur Wallfahrtskirche dazu. Das Besondere an der Retzbacher Darstellung: Das große Altarbild zeigt 13 Nothelfer, während der heilige Nothelfer Blasius allein oberhalb seiner Heiligenkollegen thront. Am anderen Seitenaltar erinnern Bildnis und Schrift an den 1944 enthaupteten Märtyrerpriester Dr. Max-Josef Metzger, ein „Blutzeuge für den Frieden und die Einheit der Kirche“.

Retzbach – ein Wallfahrtsort am Puls der Zeit. Nicht nur der 1969 eingeweihte moderne Neubau des Kirchenschiffs zeugt hiervon. Direkt an der Wallfahrtskirche startet der Besinnungsweg Retztal. Über die nahe Benediktushöhe führt die 13,5 Kilometer lange Strecke vorbei an Weinbergen, lässt von der Breitfeldhöhe, der höchsten Erhebung im Maindreieck, auf Spessart, Rhön und Steigerwald blicken, und lädt zum Verweilen an der Quelle des Flüsschens Retz in Retzstadt ein. Bildstöcke, Kreuzwegstationen, Kapellen und Kirchen wollen zur Besinnung anregen. Idyllisch führt die letzte Wegstrecke entlang der Retz wieder zurück zur Wallfahrtskirche. Dort entsteht – nahe des Marienbrunnens – derzeit ein Gesundheitsgarten mit Meditationspavillon und Labyrinth, den Würzburgs Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand am 1. Juni einweihen wird.

Doch zuvor werden die Pilger aus allen bayerischen Diözesen am 17. Mai mit Bahn, Bussen, Schiffen, Autos oder zu Fuß zur „Maria im Grünen Tal" kommen. Gastgeber Würzburgs Bischof Dr. Friedhelm Hofmann, Reinhard Kardinal Marx, der Vorsitzende der Deutschen und der Freisinger Bischofskonferenz, sowie alle bayerischen Bischöfe feiern dann um 16 Uhr vor der Kreuzigungsgruppe am Wallfahrtsplatz in Retzbach ein Pontifikalamt. Anschließend erneuern sie vor dem Gnadenbild in der Wallfahrtskirche die Weihe an die Gottesmutter. Für Pfarrer Postler wird es ein ganz besonderer Tag seines mittlerweile vier Jahrzehnte währenden Dienstes im Grünen Tal sein. Den Pilgern wünscht er, dass sie am Retzbacher Gnadenort Vertrauen finden und gestärkt wieder heimkehren. Und dass Gott ihnen die Kraft gibt, ihr Kreuz im Alltag zu tragen. Am Eingang zur Wallfahrtskirche hat er für alle Besucher angeschrieben: „Möge Gott für Sie auf der Suche nach einem erfüllten Leben erfahrbar werden.“

bs (POW)

(1814/0422; E-Mail voraus)

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